Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Hydraulische Untersuchungen

Die Lösung von hydraulischen Problemen erfordert, daß alle relevanten Informationen zur Beurteilung der Situation gesammelt und ausgewertet werden. Eine rechnerische Bestimmung des Trocken- und Regenwetterabflusses, ergänzt durch eine Bestandsaufnahme von Fehlanschlüssen und Undichtigkeiten reicht in zahlreichen Fällen nicht aus, um die hydraulische Belastung des Kanals umfassend beschreiben zu können. Der tatsächliche Abfluß in einem Kanalisationsabschnitt kann erheblich von den Ergebnissen hydraulischer Berechnungen und der Simulation in Abflußmodellen abweichen, die entscheidend von den Annahmen für Randbedingungen - z. B. den Zuwachs bzw. Verlust durch In- und Exfiltration - geprägt werden. In kritischen Fällen müssen diese Schätzungen durch Meßdaten ersetzt werden. An erster Stelle stehen hier Abflußmessungen im Kanal, die die hydraulische Belastung direkt abbilden können. Diese Auffassung vertritt auch die DIN EN 752-5 [DINEN752-5:1997] . Dort heißt es unter Punkt 7.3 "Für die ausreichende Bestimmung der Abflüsse (Trockenwetter- und Regenabfluß), der Infiltration und Exfiltration sowie von Fehlanschlüssen können Prüfungen und Inspektionen erforderlich sein. Dies kann Niederschlags- und Abflußmessungen," die Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sind, aber auch "die Feststellung von Fehlanschlüssen und Grundwassermessungen (Abschnitt 4.3.2.1) (Abschnitt 4.5.1.10) umfassen".

Zum Verständnis des hydraulischen Verhaltens eines Entwässerungssystems kann der Einsatz eines Abflußsimulationsmodells erforderlich sein. Ein Modell ist nicht unbedingt erforderlich, wenn

  • keine hydraulischen Probleme bekannt sind (besonders bei Schmutzwasserkanalisationen);
  • und keine Regenentlastungsbauwerke vorhanden sind;
  • und bauliche Probleme durch Maßnahmen zu lösen sind, welche die hydraulische Leistungsfähigkeit des Abwasserkanals nicht verringern.

Informationen über die Anwendung computergestützter Modelle zur Abflußsimulation enthält Abschnitt 11 von DIN EN 752-4 : 1995.

Die Prüfung und Kalibrierung des Modells sind erforderlich. Die dafür eingesetzten Verfahren sind vom Programm abhängig.

Wird keine ausreichende Übereinstimmung erzielt, sollten zunächst die Eingangsdaten des Modells und erst dann die Kanalisationsdaten überprüft werden. Nach Feststellung möglicher Fehlerursachen werden oftmals Prüfungen vor Ort und danach entsprechende Modellanpassungen erforderlich sein. Systemdaten dürfen nicht ohne Prüfung vor Ort verändert werden [DINEN752-5:1997] .

Ziel der nachfolgend beschriebenen Abflußmessungen im Rahmen von hydraulischen Überprüfungen der Kanalisation ist es, Aussagen über

  • die Abflußdynamik (Trockenwetter- und Regenabfluß, hydraulische Leistungsfähigkeit),
  • die Exfiltration sowie
  • Fremdwasserzuflüsse durch Undichtigkeiten und evtl. vorhandene Fehlanschlüsse

treffen zu können. Diese gesicherten Größen gehen wiederum als Eingangsparameter in hydraulische Modelle zur Berechnung des Kanalisationssystems ein.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)