Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Messung in erzwungenem Vollfüllungsabfluß

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Image 4.4.1.5.2.2-1: 

Hassinger-MID-Meßrohr bei der Überprüfung einer Kläranlagen- Durchflußmeßeinrichtung

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Image 4.4.1.5.2.2-2: 

Einbau des Hassinger-MID-Meßrohrs

Wenn andere als die im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen hydraulischen Meßverfahren eingesetzt werden sollen, muß außer der Fließhöhe h die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im Querschnitt entweder näherungsweise oder mit erheblichem Meß- und Rechenaufwand aus einer oder mehreren lokalen Fließgeschwindigkeiten bestimmt werden. Wenn es dagegen gelingt, den Freispiegelabfluß in einen Druckrohrabfluß umzusetzen, kann die mittlere Fließgeschwindigkeit ohne Umwege auf der Basis des Faraday’schen Induktionsgesetzes direkt gemessen werden. Gleichzeitig bleibt hier die durchflossene Fläche konstant, so daß die Bestimmung des Volumenstroms wiederum auf eine einzige Meßgröße zurückgeführt werden kann.

An der Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau der Universität-GH Kassel wurde für Abflußmessungen unter erzwungenem Vollfüllungsabfluß ein Meßrohr entwickelt, das sich aus einem handelsüblichen MID (Abschnitt 4.4.2.2) , einer Kanalprüfblase, die eine Einlauftrompete umschließt, und einem Auslaufrohr zusammensetzt [Hassi93] [Hassi94] [ATV87] . Die Öffnung des Auslaufrohrs liegt oberhalb des Scheitels des MIDs und erzwingt so die Vollfüllung des Meßquerschnitts (Image 4.4.1.5.2.2-1) .

Mit einer Nennweite des MIDs von DN 125 kann das Hassinger-MID-Meßrohr Abflüsse bis etwa 50 l/s messen und, begrenzt durch den unvermeidlichen Rückstau im Kanal, mit einem MID DN 200 bis zu 100 l/s. Meßeinrichtungen nach diesem Prinzip werden in ihrer Leistungsfähigkeit sehr stark durch die Platzverhältnisse im Einsteigschacht und das Eigengewicht begrenzt. Das Hassinger-MID-Meßrohr mit einem MID DN 200 wiegt bereits über 50 kg und muß teilweise im Schacht zusammengefügt werden (Image 4.4.1.5.2.2-2) .

Wenn die erforderliche ungestörte Einlaufstrecke mit dem Zehnfachen der Nennweite [VDIVDE2641] realisiert werden kann, ist mit diesem Meßverfahren unter allen anderen Methoden durch den prinzipbedingten, äußerst geringen Meßfehler des MIDs die höchstmögliche Genauigkeit in der Abflußbestimmung erreichbar.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)