12739 Suchergebnisse:

24.04.2024

Fachartikel

Dipl.-Ing. Bertram Stihler

Der hübsche Ort Weida am nordöstlichen Rand von Thüringen beherbergt ein in die Jahre gekommenes komplexes Entwässerungssystem. Dieses soll für ein Einzugsgebiet von ca. 50 Hektar unter hydraulischen und baulichen Aspekten saniert, neu geordnet und an die heutigen Ansprüche angepasst werden. Herzstück der Abwasseranlagen ist ein bis zu 8 m tief liegender Mischwasserkanal aus Beton-Ei-Profil-Rohren der Geometrie 700/1050 mm.

13.04.2019

News

Rafael Lissek

Die korrekte Entsorgung von anfallendem Schmutz- und Regenwasser auch auf Privatgrundstücken wird von Bürgerinnen und Bürgern oft als Selbstverständlichkeit hingenommen. Jedoch liegt die Verantwortlichkeit für die ordnungsgemäße Grundstücksentwässerung nicht nur aufseiten der Behörden, auch der Eigentümer steht in der Pflicht.

(Bild: Picto Cleaning)

  • Die Reinigung ist nach [ [DWA-A 147]] eine der wichtigsten Maßnahmen zum Unterhalt, d. h. zur Sicherung der ständigen Leistungsfähigkeit, von Entwässerungssystemen .

  • Für das Management und die Überwachung von Reinigungsmaßnahmen in Abwasserleitungen und -kanälen gilt [[DIN EN 14654-3]].

(Bild: Picto Recht Standards Law )

Nachfolgen eine Zusammenstellung von Normen die wesentliche Informationen zur Planung von Reinigungsmaßnahmen liefern:

  • DIN EN 14654-1: Management und Überwachung von Reinigungsmaßnahmen in Abwasserkanälen und -leitungen – Teil 1: Reinigung von Kanälen

  • DWA-A 147: Betriebsaufwand für die Kanalisation – Betriebsaufgaben und Häufigkeiten

  • DWA-M 174: Betriebsaufwand für die Kanalisation – Hinweise zum Personal-, Fahrzeug- …

Für die Durchführung der Kanalreinigung gibt es derzeit keine technischen Richtlinien, die dem Auftraggeber und dem Anwender konkrete Hinweise darauf geben, wann gereinigt werden muss, welches Preis-/Leistungsverhältnis gerechtfertigt und welcher Energie- bzw. Materialeinsatz für den jeweiligen Zweck notwendig ist. Grobe Angabe sind im Anhang 1 des DWA-A 147 zu finden.

Bezüglich der Reinigungsintervalle wird im DWA-A 147 ausgeführt:

„Die Häufigkeit …

(Bild: Picto Proactive Reactive)

Die Reinigungsmaßnahmen können entweder vorausschauend oder reaktiv durchgeführt werden.

(Bild: Reaktive Reinigung - Erhebliche Ablagerungen, die teilweise bereits verfestigt sind - Erhebliche Einschränkung der hydraulischen Leistungsfähigkeit und sehr aufwändige Reinigung) (Bild: Reaktive Reinigung - Erhebliche Ablagerungen, die teilweise bereits verfestigt sind - Hydraulische Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben …

(Bild: Picto Proactive)

Die vorausschauende Reinigung dient zur Vorbeugung auftretender Probleme und beinhaltet in Anlehnung an [[DIN EN 14654-3]] folgende grundsätzlichen bzw. übergeordneten Zielstellungen:

  1. Sicherstellung der Leistungsfähigkeit, d.h. eines definierten betriebsbereiten Zustandes der Abwasserleitungen und -kanäle durch Beseitigung von An- und Ablagerungen, Hindernissen usw.

  2. Begrenzung von Faulprozessen und Geruchsproblemen sowie der …

(Bild: Picto Reactive)

Die reaktive Reinigung wird nach DIN EN 14654-1 erst nach aufgetretenen Problemen und Störfällen mit dem Ziel durchgeführt:

  • Eine Verstopfung zu beseitigen bzw. den Abfluss wiederherzustellen sowie

  • Ablagerungen zu beseitigen, damit Geruchsprobleme reduziert werden sowie

  • Die Funktion des Entwässerungssystems wiederherzustellen.

(Bild: Verstopfte Kanalhaltung in Jedda, Saudi Arabien)
(Bild: Reactive cleaning of a blocked sewer …

In Abhängigkeit von Zielstellung und Anforderungen der vorausschauenden Reinigung wird dabei zwischen folgenden Reinigungsmaßnahmen unterschieden:

(Bild: Reinigungsmaßnahmen)

Die Grundreinigung entspricht nach DWA-M 197 einer Erstreinigung bzw. Intensivreinigung zur Beseitigung erheblicher Ablagerungen nach langen Wartungspausen [DWAM197:2014].

(Bild: Bau Reinigung Grossprofil)

(Bild: Hochdruckreinigung im Rahmen der Unterhaltsreinigung)

(Bild: Stauspülung im Rahmen der Unterhaltsreinigung)

Die Unterhaltsreinigung stellt den Standardfall für die Reinigung von Entwässerungssystemen dar. Sie dient den Reinigungszielen, die Ab- und Anlagerungen zur Wiederherstellung der hydraulischen Leistungsfähigkeit zu entfernen, Faulprozesse, Geruchsprobleme und Schmutzfrachtausträge in den Vorfluter zu begrenzen sowie die Entstehung Biogener …

(Bild: Picto Inspektion)
Die Reinigung vor einer Inspektion gilt nach DWA-M 197 als Spezialreinigung und erstreckt sich sowohl auf den Sohlen- als auch den Gasraumbereich (z.B. Entfernen der Sielhaut), um alle optisch erkennbaren baulichen Schäden erfassen und ggf. vermessen zu können.
(Bild: Renovierung)
Auch die Reinigung vor einer Sanierung gilt nach DWA-M 197 als Spezialreinigung. Die Anforderungen an diese Form der Reinigung richten sich nach den …

Nachfolgend werden zunächst die Reinigungsziele und -strategien sowie die Entwicklung des Reinigungsplans erläutert.

(Bild: Reinigungsziele und -strategien)
Entwicklung des Reinigungsplans 
Grundlage für die Entwicklung des Reinigungsplanes ist die Beschreibung der Reinigungsziele, die aufgrund der Heterogenität von Entwässerungssystemen vielfältig sind und sich auch widersprechen können, wie z.B. hohe Betriebssicherheit versus minimale Reinigungskosten.

Neben den übergeordneten Reinigungszielen können bei der Erstellung des Reinigungsplanes noch weitere Ziele verfolgt werden, wie z. B.:

  • Einsparung von Betriebskosten

  • Minimierung der Bürgerbeschwerden

  • Erfüllung der technischen und gesetzlichen Anforderungen

  • Bessere Qualitätskontrolle und Dokumentation der Reinigungsarbeiten (Betriebspersonal/Dienstleister) im Kanalbetrieb

  • Informationsgewinn für zukünftige Reinigungsplanungen

Der Reinigungsplan wird nicht nur aus den Reinigungszielen sondern auch aus der gewählten Reinigungsstrategie abgeleitet.

Wichtig:

Die Reinigungsstrategie beschreibt ein längerfristig ausgerichtetes planvolles Vorgehen zur Erreichung definierter Reinigungsziele unter Berücksichtigung der jeweiligen Netzsituation, der vorhandenen Betriebserfahrungen, der verfügbaren Mittel und Ressourcen [Baren2005] [NRW1995].

(Bild: Feuerwehr- und Präventivstrategie)

Zwei häufig angewandte Reinigungsstrategien, die in der Regel auch in Kombination zum Einsatz kommen, sind:

  • Die reaktive Strategie (umgangssprachlich auch als Feuerwehrstrategie bezeichnet) und

  • Die Präventivstrategie.

Diese beiden Strategien sind allerdings nicht mehr zeitgemäß und sollten durch eine

  • Bedarfsorientierte bzw.

  • Bedarfs- und zustandsorientierte Strategie

abgelöst werden. Nachfolgend sind diese …

(Bild: Reaktive Strategie)

Bei der reaktiven Strategie erfolgt die Reinigung erst nach dem Auftreten von Problemen und Störfällen. Der Umfang und der Aufwand der Notfalleinsätze sind bei dieser Strategie nicht voraussehbar. Störfälle werden bewusst in Kauf genommen. Der Umfang und der Aufwand der Notfalleinsätze sind bei dieser Strategie nicht voraussehbar. Störfälle werden bewusst in Kauf genommen.

Die reaktive Reinigung wird nach DIN EN 14654-3 mit …

(Bild: Präventivstrategie)

Die Präventivstrategie basiert auf der Unterhaltsreinigung, die in festen, systematischen Intervallen durchgeführt wird.

(Bild: Hochdruckreinigung im Rahmen der Unterhaltsreinigung)
(Bild: Schwallspülung im Rahmen der Unterhaltsreinigung)
(Bild: Stauspülung im Rahmen der Unterhaltsreinigung)

(Bild: Präventivstrategie)

Bezüglich der minimal erforderlichen Reinigungsintervalle (Mindesthäufigkeit) gibt es im Normen- und Regelwerk keine konkreten Angaben. Die Häufigkeit der Kanal- und Schachtreinigung ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, wie z. B.:

  • Art des Entwässerungsverfahrens,

  • Abwasserzusammensetzung,

  • Gefälle- und Abflussverhältnisse,

  • Art der Ab- und Anlagerungen und deren Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb oder die Gewässerreinhaltung,

(Bild: Bedarfsorientierte Strategie)

Es bleibt zu hinterfragen, inwiefern die reaktive und die präventive Strategie einem langfristig orientierten, planvollen Vorgehen entsprechen. Beide Strategien weisen nur ein geringes Optimierungspotenzial auf. Aus diesem Grund wird die Anwendung der sogenannten "Bedarfsorientierten Strategie" empfohlen, die auch als "vorausschauende Reinigung" bezeichnet wird. Die Anwendung dieser Strategie erfordert eine Analyse …

(Bild: Bedarfsorientierte Strategie)

Die Bedarfsorientierten Strategie orientiert sich zwar an dem tatsächlichen bzw. an dem zu erwartenden Reinigungsbedarf, berücksichtigt aber zu wenig die Aspekte Werterhalt des Entwässerungssystems bzw. Substanzerhalt der abwassertechnischen Anlagen.

(Bild: Collapsed concrete channel) (Bild: Durch einen Kanal gebohrte Ankerstange) (Bild: Schadensbild einer Kanalhaltung)

(Bild: Bedarfs- und zustandsorientierte Reinigungsstrategie)

Aus diesem Grund sollte die bedarfsorientierte Strategie auch den Aspekt des baulichen Zustandes des Kanalnetzes berücksichtigen. Diese erweiterte Strategie wird deshalb nachfolgend als „Bedarfs- und zustandsorientierte Reinigungsstrategie“ bezeichnet.

(Bild: Bedarfs und zustandsorientierte Reinigungsstrategie)

Bedarf Zustand Reinigungsstrategie