Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Schlauchverfahren

ATV-M 143 Teil 3 [ATVM143-3] definiert die Schlauchverfahren bzw. das Schlauchrelining wie folgt: "Ein Schlauch aus Trägermaterial, der mit Folien beschichtet sein kann, wird mit Reaktionsharz getränkt und über einen Schacht mit Wasser- oder Luftdruck in den Kanal umgestülpt oder mit Hilfe einer Winde in den Kanal eingezogen. Die Aushärtung erfolgt bei Normaltemperatur, durch Wärmezufuhr oder UV-Licht unter Innendruck. Es entsteht ein muffenloser Inliner, der am bestehenden Kanal formschlüssig anliegen muß und mit diesem verbunden sein kann."

Beim Schlauchverfahren werden Harze, Träger- und Verstärkungsmaterialien sowie Zusatzstoffe entsprechend DIN 18820 [DIN18820:1991] verwendet [ATVM143-3] . Die Auswahl der Einzelkomponenten entscheidet über die Anfälligkeit zur Bildung von Falten, das aus dem Erhärten der Harze resultierende Schrumpfverhalten sowie die Festigkeitseigenschaften des Inliners.

Als Trägermaterial eignen sich Glas- und Polymer-Werkstoffe, die gefilzt, gewebt, gewirkt oder gestrickt sind und die mit Folien sowohl innen als auch außen beschichtet sein können. Bezüglich des Kriteriums der Faltenbildung ist Filz etwas anfälliger als Gewebe oder Gestricke.

Bei der Konfektionierung des Inlinerschlauches ist zu berücksichtigen, daß die lichten Kanalabmessungen Toleranzen aufweisen, die durch die Dehnbarkeit des Gewebeschlauches in Umfangsrichtung kompensiert werden müssen.

Die Anzahl der zur Zeit auf dem Markt befindlichen Verfahren ist sehr groß [GSTT1b] . In Abhängigkeit insbesondere von der Art der Einbringung des Inlinerschlauches in die zu sanierende Haltung unterscheidet man zwischen:

Darüber hinaus gibt es auch speziell für die Auskleidung von Anschlußkanälen entwickelte Schlauchverfahren, auf die nachfolgend in einem separaten Abschnitt näher eingegangen wird, z.B.:

Bezüglich der o.a. Verfahren wird nicht der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, da hier die Entwicklungen noch nicht abgeschlossen sind.

Alle Arbeiten sind unter Beachtung der Arbeitssicherheitsaspekte durchzuführen.

In den Fällen, bei denen die kunstharzgetränkten Inlinerschläuche werkseitig imprägniert und durch Innen- und Außenfolien oder -beschichtungen geschützt werden, wird die Verdunstung des Lösemittels praktisch verhindert.

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Image 5.3.2.4.1-1: 

Ablaufdiagramm bei der Renovierung von Kanälen durch Auskleidung mit örtlich hergestellten und erhärtenden Rohren - Schlauchverfahren [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Nennenswerte inhalative Belastungen durch Styroldämpfe sind nur beim Einbringen des Inlinerschlauches in den Kanal und speziell bei der Herstellung der Schachtanbindung zu erwarten. Es kann dort zum Überschreiten des Luftgrenzwertes von Styrol kommen, was Lüftungsmaßnahmen oder Atemschutz erforderlich macht.

Haut- und Augenkontakt mit der Harzimprägnierung sollten wegen der reizenden Eigenschaften des Styrols durch geeignete persönliche Schutzeinrichtungen verhindert werden.

Aufgrund der erheblichen Staubentwicklung beim Abschneiden der Inlinerenden nach dem Aushärten ist bei diesem Arbeitsschritt das Tragen von Atemschutz erforderlich [Lühr97] [Stein97i] .

Bei Renovierungsmaßnahmen mit Schlauchverfahren fallen vor und nach Einbau des Inliners umfangreiche Vor- und Abschlußarbeiten sowie Prüfungen an (Image 5.3.2.4.1-1) , die beim nachfolgend ausführlich beschriebenen Insituform-Verfahren stellvertretend für die anderen erläutert werden.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)