Tiefer Blick unter die Erde
20.08.2010
Geologen der TU Berlin nutzen den Bau der OPAL Gas-Pipeline für einmalige Untersuchungen der jüngeren Klimageschichte Ostdeutschlands.
"Wir erhalten hier einen fantastischen Aufschluss über die erdgeschichtlichen Geschehnisse während und seit der letzten Eiszeit, die in unseren Breiten vor etwa 10.000 Jahren endete", berichtet Dr. Olaf Juschus, Wissenschaftler am TU-Fachgebiet Explorationsgeologie von Prof. Dr. Wilhelm Dominik und ausgewiesener Quartär-Experte. Mit Spaten, Messgeräten, Gummistiefeln und Helm sind Dr. Olaf Juschus und sein Kollege Dr. Robert Bussert seit Beginn der OPAL-Bauarbeiten in Brandenburg den Hinterlassenschaften der letzten etwa 140.000 Jahre im Pipeline-Graben auf der Spur. Die sedimentologischen Untersuchungen geben ihnen wichtigen Aufschluss zur jüngeren Landschafts- und Klimageschichte Brandenburgs. "Die klimatische Zukunft kann man nur verstehen, wenn man in die Vergangenheit schaut", sagt Olaf Juschus.
"Beispielsweise haben wir festgestellt, dass die sogenannte Glaziodynamik, also die durch die Eisbewegung hervorgerufenen Strukturen, kräftiger sind als bisher angenommen", erklärt Juschus. "Brandenburg liegt am Südrand des ehemaligen skandinavischen Eisschildes, wo – so nahm man bisher an – vor allem die Abschmelzung des Eises gewirkt hat. Für Nordbrandenburg zeigt sich aber doch ein anderes Bild."
Besonders aufschlussreich sind für die Forscher gefundene Holzstämme im Spreetal bei Fürstenwalde. Unter den luftdichten Bedingungen im Sediment zerfällt das Holz nicht und kann mit Methoden der Dendrochronologie und der Radiocarbon-Analyse auf sein Alter hin untersucht werden. So kann das Alter der betreffenden Altläufe der Spree bis auf wenige Jahrzehnte genau bestimmt werden. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die bisher untersuchten Altläufe deutlich jünger sind, als bisher angenommen.
Mit ihren Einblicken müssen sich die Forscher beeilen. Die OPAL-Leitung wird aus einzelnen, 18 Meter langen und 15 Tonnen schweren mit Gummi ummantelten Stahlrohren zu Segmenten von mehreren hundert Meter Länge zusammengeschweißt, die am Stück in den Graben gehoben werden. So öffnen sich den Forschern oft nur kurze Zeitfenster, in denen vor Ort Proben genommen und Bestandsaufnahmen durchgeführt werden können, bevor der Graben nach wenigen Tagen wieder geschlossen wird.
"Insgesamt sind wir sehr froh über diese Kooperation mit der WINGAS GmbH, die zusammen mit der E.ON Ruhrgas AG das OPAL-Projekt durch-führt", so Juschus. "Sie ermöglicht uns diesen aktuellen Blick in die jünge-re Erdgeschichte seit der letzten Eiszeit. Das bisherige Kartenmaterial ist bruchstückhaft und darüber hinaus auch schon mehr als 50 Jahre alt."
Wenn im Herbst 2011 das erste Erdgas durch die OPAL fließt, werden sicher auch schon neue Ergebnisse zur eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Geschichte Brandenburgs vorliegen.
Kontakt:
TU Berlin
Institut für Angewandte Geowissenschaften
Ackerstraße 76
13355 Berlin
Tel.: 030 314-2 53 92
E-Mail: olaf.juschus@tu-berlin.de
Internet: www.tu-berlin.de
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