Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Asbestzement / Faserzement

Von etwa 1930 bis Ende der 80er Jahre wurden Asbestzementrohre im Wickelverfahren aus einer homogenen Mischung aus Asbest, Zement und Wasser hergestellt, in der Kanalisation verwendet [Asbest77] .

Eine Übersicht über die für Asbestzementrohre geltenden Normen, Nennweiten- und Anwendungsbereiche gibt (Tabelle 1.7.9-1) .

Tabelle 1.7.9-1: 

Übersicht über die Normen und Einsatzbereiche von Rohren aus Asbestzement nach DIN 2410 Teil 4 (02.78) [DIN2410]

Rohrart
Benennung
Maßnorm Technische
Lieferbedingungen
Werkstoff Nenndruck−
stufe
Nennweiten−
bereich
Asbestzementrohre für
Druckrohrleitungen
DIN 19800
Teil 1
DIN 19800
Teil 2
Asbestzement
nach DIN 19800
Teil 2
2,5 − 16 65 bis 2000
Asbestzement−
Abflußrohre
mit Muffe DIN 19831
Teil 1
DIN 19830 Asbestzement
nach DIN 19830
drucklos 50 bis 200
ohne Muffe DIN 19841
Teil 1
Asbestzementrohre für
Abwasserkanäle
DIN 19850
Teil 1
DIN 19850
Teil 1
Asbestzement
nach DIN 19850
Teil 1
drucklos 100 bis 1500

Bedingt durch das Herstellungsverfahren wurden nur Rohre mit Kreisquerschnitt produziert, die in ihrer Nennweite auch über die Norm hinausgehen konnten. So wurden z.B. von der Industrie für Freispiegelleitungen Asbestzementrohre nach DIN 19850 [DIN19850a] bis DN 2500 angeboten. Die Baulängen der Rohre betrugen 4,0 m bzw. 5,0 m.

Hinsichtlich der Tragfähigkeit wurden nach DIN 19850 [DIN19850a] zwei Rohrklassen unterschieden, die Klasse A (Standardklasse) mit Wanddicken z.B. von 11 mm bei DN 250 bzw. 52 mm bei DN 1500 und Klasse B (schwere Klasse) mit Mindestwanddicken z.B. von 12 mm bei DN 250 bzw. 62 mm bei DN 1500.

Asbestzementdruckrohre wurden in den Nennweiten von DN 65 bis DN 2000 für Nenndrücke von 5 bar bis 16 bar hergestellt.

Bei der Verwendung von Rohren für Misch- und Schmutzwasserkanäle schrieb die DIN 19850 [DIN19850a] einen inneren Korrosionsschutz vor. Zur Anwendung kamen dabei Anstriche auf der Basis von

  • Steinkohlenteerpech
  • Bitumen
  • Epoxidharz.

Mit Ausnahme der Abflußrohre nach DIN 19831 [DIN19831] , deren Verbindung über eine Muffe mit einer Elastomerdichtung erfolgte, wurden seit jeher alle Asbestzementrohre glattschäftig und mit losen Dichtelementen (Kupplungen) geliefert, da das Herstellungsverfahren keine monolithisch angeformten Muffen erlaubte.

Die Rohrverbindung, die sogenannte Reka-Kupplung, welche den Vorzug des selbstdichtenden Lippenprofils mit dem des Keildichtungsprinzips vereinte (Bild 1.7.9-1) , hatte ihren Ursprung in der 1916 in Italien von der SA. Eternit entwickelten Simplex-Kupplung. Sie bestand aus einer Überschiebkupplung aus Asbestzement mit zwei Kammern, in die zwei mehrlippige Dichtringe eingelegt waren. In Kupplungsmitte befand sich eine weitere Kammer, in der ein Distanzring (Gummianschlagring) saß. Beim Aufschieben der Kupplung diente dieser Ring als Montageanschlag und im Betrieb als elastischer Verschluß der Rohrstoßfuge.

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Bild 1.7.9-1: 

Reka-Kupplung für Freispiegel- und Druckleitungen (RKK) nach DIN 19850 Teil 2 in Anlehnung an [Asbest77] [DIN19850a] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 1.7.9-2: 

Reka-Kupplung für Nennweiten < DN 350 (RKG) nach DIN 19850 Teil 2 in Anlehnung an [Asbest77] [DIN19850a] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Für drucklose Leitungen im Nennweitenbereich < DN 350 wurde die Reka-Kupplung modifiziert (RKG) durch Einsparung der spanabhebenden Bearbeitung (Kalibrierung) der Spitzenden. Sie überbrückt die dadurch bedingten größeren Durchmessertoleranzen der Kanalrohre durch längere Dichtlippen (Bild 1.7.9-2) .

Bis vor einigen Jahren wurden auch Vortriebsrohre aus Asbestzement DN 200 bis DN 2000 in der geschlossenen Bauweise verlegt [Stein85c] [Stein85b] . Sie unterlagen in ihren Maßen, Lieferbedingungen und Prüfungen DIN 19800 [DIN19800] und DIN 19850 [DIN19850a] sowie den Zulassungsbescheiden Z 30.1-1 und Z 30.1-2 des Institutes für Bautechnik, Berlin. Die Regelbaulänge betrug 4 m und 5 m, insbesondere im Nennweitenbereich bis DN 400 kamen auch Rohre mit 1 m Baulänge zum Einsatz.

Einen Überblick über die möglichen Varianten der Rohrverbindung vermitteln (Bild 1.7.9-3) , (Bild 1.7.9-5), (Bild 1.7.9-4) , (Bild 1.7.9-6) , (Bild 1.7.9-7) .

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Bild 1.7.9-3: 

Wanit-Vortriebsrohr; Ausbildung der Rohrverbindung in Anlehnung an [Stein85c] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 1.7.9-4: 

AZ-Vortriebsrohr, Rohrverbindung mit Edelstahlführungsring (Eternit AG) in Anlehnung an [Stein85c] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 1.7.9-5: 

AZ-Vortriebsrohr, Rohrverbindung mit Edelstahlführungsring (Eternit AG) in Anlehnung an [Stein85c] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 1.7.9-6: 

AZ-Vortriebsrohr; Rohrverbindung mit AZ-Hülse als Führungsring in Anlehnung an [Stein85c] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 1.7.9-7: 

AZ-Vortriebsrohr; Rohrverbindung mit AZ-Hülse als Führungsring in Anlehnung an [Stein85c] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)